Redet man in Fachkreisen über BMW Automobile so taucht mit
Sicherheit auch der Name Alpina auf. Die kleine Manufaktur, mit Herstellerstatus
seit 1983 aus Buchloe im Ostallgäu sorgte 1961 zum ersten Mal für Aufsehen!
Burkhard Bovensiepen, ein junger Maschinebauingenieur baut BMW
1500er Motoren um und stattet diese mit einer eigenen Weber-
Doppelvergaseranlage aus. Die „Neue Klasse" hat nun Sportwagenattribute
vorzuweisen und erfährt in der Fachwelt größte Anerkennung. BMW gibt auf die so
ausgestatteten Aggregate die volle Werksgarantie- ein Novum in der
Automobilbranche.
Paul G. Hahnemann (unvergesslicher Verkaufsleiter der BMW AG) selbst war über die Aktivitäten von Burkhard Bovensiepen nicht
gerade unglücklich. BMW brachte 1963 den 1800er mit 15 PS mehr auf den Markt. Viele 1500er Kunden waren verärgert und Hahnemann
war froh, dass Bovensiepen für den 1500er eine Weber-Anlage im Angebot hatte. Hahnemann zu Bovensiepen: „[…]verkauf Dei Alpina-Zeug,
dann stehen bei mir wenigstens ein paar böse 1500er-Kunden weniger auf der Matte“[…]
Im Jahr 1965 wird die Firma Alpina Burkard Bovensiepen KG in Kaufbeuren
gegründet. Zu Beginn des Jahres 1965 entwickelt und produziert man in Kaufbeuren mit einem sechsköpfigen
Mitarbeiterstab Vergaseranlagen bis zu komplett bearbeiteten Zylinderköpfen, 1967 wird das Firmenlogo eingeführt. Eine unvergleichliche
Erfolgsgeschichte kann beginnen!
In Fachzeitschriften wurde in den 1960er Jahren mit ganzseitigen Anzeigen für die hauseigenen Produkte geworben. Ein BMW-Alpina 2002
kostete 1967 16.000.- Mark und hatte 150 PS vorzuweisen. Wer es noch ein wenig schneller wollte konnte auch 18.000 Mark investieren und
bekam dafür 165 PS im 2002. Der 3er Vorgänger brachte es auf eine Höchstgeschwindigkeit von über 205 km/h. 7,2 Sekunden für den Sprint
auf 100 war sensationell. Die Autos waren mit 5 Ganggetriebe ausgestattet, hatten ein Alpina Fahrwerk mit innenbelüfteten Bremsscheiben.
Sportlenkrad und Schalensitze von Recaro inklusive.
Ab 1968 engagiert sich die Firma im nationalen und
internationalen Tourenwagensport. Klangvolle Namen wie Jacky Ickx, Niki Lauda
und natürlich Hans (Striezel) Stuck stehen auf der Gehaltsliste bei Alpina.
Siege im Abonnement werden auf der Rundstrecke aber auch bei Berg und
Rallyemeisterschaften eingefahren.
Obwohl sich Alpina im Motorsport sehr engagiert zeigt sind 90 Prozent der Aktivitäten für Privatleute reserviert. Bovensiepen-Kunden waren von
jeher Automobilisten die noch etwas mehr „Freude am Fahren“ wollten wie es BMW selbst schon reichlich im Angebot hatte.
Im Jahr 1971 erhält Burkhard Bovensiepen von BMW die
Projektleitung zur Konstruktion des berühmten Leichtbaucoupé 3.0 CSL übertragen.
Er war es der die Idee zu diesen im Rennsport so erfolgreichen Autos hatte. Bei
der Straßenversion konnte man die Handschrift dieses sagenhaften Autos nur an
den bis heute markentypischen 20 Speichen Felgen erkennen. Kontinuität, Werte,
mit Leidenschaft konstruieren und fertigen waren und ist der Erfolg von Alpina
bis heute.
Mit dem B6 2.8 E21 folgt dann 1978 die erste Eigenkonstruktion
mit einem aus den großen Limousinen bekannten Sechszylindermotor. Das Aggregat
hat in seiner letzten Baustufe 218 PS und ein für damalige Verhältnisse
sagenhaftes Drehmoment von 265 Nm bei 5000 Umdrehungen. Der Sprint auf 200 km/h gelang mit diesem Auto in nur 27 Sekunden!
Die Fahrzeuge waren zu Beginn mit einer sehr komplizierten Pierburg/Zenith DL Einspritzanlage ausgestattet. Dr. Hartig aus dem badischen
Karlsruhe lieferte die vollelektronische Zündung die über einen Kleinrechner verfügte. Die Abnahme erfolgte direkt am Anlasszahnkranz
über das Schwungrad. Später kam auch schon bei der 200 PS-Variante die deutlich weniger anfällige Bosch L-Jetronic in Verbindung mit einer
AFT-Zündung zum Einsatz. Besonderheit dieser Zündanlage war, dass bis zu 8.000 Zündzeitpunkte speicherbar waren. Alpina war wieder einmal
Vorreiter beim Einsatz hochkomplexer Technik! Die Hinterachse verfügte bei der 218 PS Variante über ein eigens für dieses Auto entwickelte
Hinterachsgehäuse. Gut erkennbar an den beiden Achslager und der fächerförmigen Anordnung der Kühlrippen.
Auch wird 1978 die B7 Limousine mit 3.0 Liter Hubraum, Turbolader und 300 PS vorgestellt. Der B7 war
zu dieser Zeit die schnellste Limousine der Welt! Später folgte der B10 Biturbo,
auch dieses Auto markierte die absoluten Bestwerte des Machbaren unter
Berücksichtigung der Alltagstauglichkeit und Standfestigkeit.
BMW stellte im Jahr 1978 die E21 Limousine mit dem neu
konstruierten M20 Sechszylindermotor vor. Auf Basis dieses M20 B23 lancierte
Alpina den C1 2.3. Dieses Aggregat wurde 1980 eingeführt und hatte eine Leistung
von 170 PS. In der Zeit von April 1980 bis Juli 1983 wurden 462 Exemplare
gebaut. Später gab es diese Motorvariante auch in der neuen E30 Baureihe bevor
die Variante C1 2.5 das Licht der Welt erblickte. Bei diesem Motor wurde eine
Leistung von 190 PS erreicht, gebaut wurden gerade einmal 50 Stück.
Im April 1986 wurde der BMW Alpina C2 2.7 vorgestellt. Diese
Fahrzeuge auf E30 Basis wurden über alle Modellvarianten angeboten und hatten
eine Leistung von anfangs 210 PS ohne Katalysator. Nach Einführung der
alpinaeigenen Katalysatortechnik waren es bis Bauende immerhin 204 PS bei 6000
Umdrehungen und stattliche 265 Nm (bei 4.800 U/min) Drehmoment. Mit den
genannten Eckdaten erreichte man Geschwindigkeiten bis 230 km/h und
Beschleunigungswerte die im Sportwagenbereich zu suchen waren!

Motor Alpina B3 2.7
Bereits ab 1985 hatte Alpina den B6 3.5 im Angebot. Diese
Variante basierte auf dem legendären M30 Motor und mobilisierte sage und
schreibe stolze 261 PS. Mit Katalysator wurde im Zuge der Anpassung an diese
neue, erforderliche Technik die Leistung auf 254 PS gedrosselt. Gebaut wurden
von diesem Hochleistungsdreier inklusive der 2.8 Liter Variante exakt 478 Stück.
Das absolute Highlight der gesamten Baureihe wurde im November
1987 von den Tüftlern aus dem Ostallgäu vorgestellt. Diese Kreation hörte auf
den Namen B6 3.5S und wurde auf Basis des M3 gebaut. Von dieser 2-türigen
Limousine gab es ursprünglich exakt 62 Stück. In Sammlerkreisen erzielt diese
Variante zwischenzeitlich Höchstpreise!
Nicht vergessen darf man den Z1 von BMW. Von diesem
Technologieträger wurden bei BMW insgesamt 8000 Stück montiert. Alpina brachte
es zwischen August 1990 und September 1991 auf exakt 66 Stück die auf den Namen
RLE (Roadster Limited Edition) hörten. Motorisiert wurden diese Sportwagen,
deren Türen versenkbar waren mit der BMW M20 Variante. Bei Alpina wurde der
Motor C2/2 überarbeitet und heißt im Z1 C2/6. Technisch unterscheidet sich diese
Variante durch eine überarbeitete Ventilsteuerung. Bedingt durch diesen Eingriff
hat der Roadster bei 2.7 Liter Hubraum exakt 200 PS und 261 Nm Drehmoment bei
4900 Umdrehungen pro Minute. Mit diesen Maßnahmen eliminierte Alpina die
Vibrationen beim C2 Motor. Die Ingenieure aus Buchloe wirkten damit der etwas
labileren A-Säulenkonstruktion dieses hervorragenden Sportwagens entgegen. Geht
man heute zu Alpina und lässt sein 2.7 Liter Aggregat überholen so kommt auch
bei der Limousine und beim Cabrio diese Nockenwelle zum Einsatz. Der
Leistungsverlust von 4 PS ist nur nominal, auf die Fahrwerte hat das keinen
Einfluss dafür hat man einen Zugewinn an Komfort.

Alpina B3 2.7
Viele Eigenentwicklungen folgten und das nicht nur auf dem
Motorensektor. Alpina konstruierte als erster Automobilhersteller ein
automatisches Kupplungsmanagement, die shift-tronic für ein manuelles
Sechsganggetriebe war geboren. Mit der switch-tronic wurde wenig später beim B12
Coupé das Schalten am Lenkrad beim Automatikgetriebe eingeführt. Auch da war
Alpina Pionier einer ganz neuen Ära! Beheizte Katalysatorsysteme wurden
entwickelt und eingeführt, auch die mechanische Aufladung wurde in Buchloe
konzipiert und in den neuen B5/B7 Fahrzeugen realisiert. Das Gehäuse dazu wird
in Buchloe auf modernsten CNC Maschinen gefertigt.
Kommt man heute mit einem alten Alpina nach Buchloe um Rat zu
erfragen stößt man bei den Pionieren aus dem Allgäu stets auf offene Ohren. Sie
bauen alte Aggregate mit Passion wieder auf und helfen die Mobile Tradition zu
bewahren. Hat man dann noch das Glück eine Führung durch die feine Manufaktur zu
erhalten schwebt man mit Sicherheit im siebten Alpinahimmel! Leider gehören
Stückzahlen von maximal 600 Stück pro Modellreihe in der Zwischenzeit der
Vergangenheit an - der Wandel der Zeit ging auch an Buchloe nicht vorüber.
Alpina Varianten und Produktionsstückzahlen der 3er Reihen E21/E30 sowie RLE
Bezeichnung |
Basis |
Motor |
PS |
Nm/rpm |
ccm |
Bauzeit |
Stückzahl |
RLE |
Z1 |
C2/6 |
200 |
261/4900 |
2693 |
8/90-9/91 |
66 |
C1 2.3 |
E21 |
C1 |
170 |
210/4500 |
2316 |
4/80-7/83 |
462 |
C1 2.3/1 |
E30 |
C1/1 |
170 |
225/5000 |
2316 |
8/83-11/85 |
35 |
C1 2.5 |
E30 |
C2/3 |
190 |
235/5000 |
2494 |
10/86-7/87 |
50 |
C2 2.5 |
E30 |
C2 |
185 |
265/4800 |
2554 |
7/86-11/86 |
74 |
C2 2.7 |
E30 |
C2/1 |
210 |
267/4500 |
2693 |
4/86-7/87 |
108 |
C2 2.7 Kat. |
E30 |
C2/2 |
204 |
245/4800 |
2693 |
4/87-7/87 |
52 |
B3 2.7 Kat |
E30 |
C2/2 |
204 |
265/4800 |
2693 |
8/87-5/92 |
257 |
B6 2.8 |
E21 |
B6 |
200 |
248/4500 |
2788 |
03/78-8/81 |
324 |
B6 2.8 |
E21 |
B6 |
218 |
265/5000 |
2788 |
9/81-1/83 |
209 |
B6 2.8/1 |
E30 |
B6/2 |
210 |
280/5000 |
2788 |
3/84-7/86 |
259 |
B6 3.5 |
E30 |
B10/2 |
261 |
346/4000 |
3430 |
11/85-7/87 |
92 |
B6 3.5 Kat. |
E30 |
B10/3 |
254 |
320/4000 |
3430 |
8/86-7/87 |
40 |
B6 3.5 Kat. |
E30 |
B10/5 |
254 |
320/4000 |
3430 |
11/87-12/90 |
87
|
B6 3.5 S Kat. |
E30 |
B10/5 |
254 |
320/4000 |
3430 |
11/87-12/90 |
62 |
Der "Arbeitsplatz" des Fahrers in einem Alpina B3 2.7
Manfred Laufer